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Man hätte es ja ahnen können: schon der Auftritt des windigen Typen im Mantel, der wie ein Gebrauchtwagenhändler eine ‘internationale’ Zirkustruppe anbot, wirkte wenig vertrauenerweckend. Aber der LCC war halt in größter Not eine passende Nummer zum Thema Zirkuszug durch Lörzweils Gassen zu finden. Und dann greift man auch nach dem letzten Strohhalm. Zum Glück hatte das Komitee in einem seltenen Anflug von Scharfsinn vor der Zusage zum Auftritt von Weisheit noch eine Sicherung eingebaut. Nach einem ausgeklügelten Punktesystem sollte das Programm bewertet werden, und nur bei Erreichen von 111 Punkten ist der Auftritt möglich.

Nun gut, die chinesische Truppe durfte also zunächst auf die Bühne und ein besonders einfallsreicher Zirkusdirektor Thai-Ginseng sagte die Nummern an. Unterstützt wurde er dabei von seinem Assistenten Scharf-Schau, der die ehrenvolle Aufgabe hatte, den Gong zu bedienen und die vom Komitee vergebenen Punkte für alle sichtbar aufzuhängen. Leider ging schon die erste Nummer gründlich schief. Verursacht durch leichte Gewichtsprobleme wurde die Schleuderbrettnummer von Hop-Spring und Hop-Sprung zum Fiasko – das Schleuderbrett brach direkt mal durch. Verdiente 0 Punkte waren die Folge. Karatekämpfer Mister Hamma-Zu war da leicht erfolgreicher. Obwohl er seinen Holzklotz nicht mit der Handkante sondern mit dem Hammer zerschmetterte war der Auftritt dem Komitee 11 Punkte wert. Immerhin war die Null von der Anzeigetafel.

Bei der lieblichen Lotusblüte Mitsou taten sich die Punktegeber schon leichter. Ihr ausgefallener und lasziver Bändertanz gefiel den Herrschaften offenbar und 22 Punkte wurden gutgeschrieben. Ein Reinfall war hingegen der Feuerschlucker Flamm-Spei, der sich als trinkfreudiger herausstellte als für seinen Berufsstand sinnvoll. Denn statt sich dem Feuerspucken hinzugeben schluckte er den hochprozentigen Saft einfach hinunter – auch hier waren dann 0 Punkte die Folge.

Lotusblüte MitsouQuelle: Bildrechte beim Autor

Hing und Hang hatten bei ihrer Nummer außer Acht gelassen, dass ihre Höhenangst einer tollkühnen Vorführung am Reck entgegensteht – Thai-Ginseng zog die Reißleine und nahm die Nummer kurzerhand aus dem Programm.

Halbwegs gut schlug sich hingegen der Jongleur Fang-Schee – sicher auch der Kurzsichtigkeit des Komitees geschuldet, die nicht bemerkten, dass die Bälle häufiger in der Kapelle landeten als in den Händen des Artisten. Aber mit 33 Punkte erhöhte sich der Gesamtstand auf flotte 66 Punkte, mehr als die Hälfte war also schon erreicht.

Seiltänzerin Tau-LangQuelle: Bildrechte beim Autor

Seiltänzerin Tau-Lang hielt sich dagegen graziös auf ihrem Seil und begeisterte das Publikum. Zumal vor dem erotischen Tanz auf dem Seil noch eine beeindruckende Verwandlung von einem müden Mann hin zu einer grazilen federleichten Tänzerin erfolgte. Seltsamerweise erinnerte der müde mann entfernt an einen lokal bekannten Werkstattbesitzer… Bereits während der Nummer wurden vom Komitee begeistert 44 Punkte hochgehalten. Nicht mehr an sich halten konnte dann Scharf-Schau, der die Gazelle auf dem Seil für unglaublich sexy hielt und das auch lautstark vertonte.

Von Thai-Ginseng zur Räson gerufen stand am Ende der Punktestand bei 110. Zu wenig für einen Auftritt in Lörzweiler, wie der gestrenge Präsident nochmals betonte.

Zum Glück kamen direkt aus Meenz zwei Clowns herbei, die den letzten rettenden Punkt für die Truppe sicherte und damit den Auftritt (im Nachgang) legitimierte. Thai-Ginseng bedankte sich bei allen mit einem schönen Merci, ehe die Truppe sich mit Bella Ciao von der diesjährigen Bühne verabschiedete.

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